Google – überall Marktführer bei den Suchmaschinen? Nein: In Russland gibt Yandex den Ton an. Mit neuen Diensten und Kooperationen will das Unternehmen unter anderem auch in Deutschland Fuß fassen.

Logo von Yandex © Yandex

Websuche, E-Mail, Maps und Navigation: Yandex bietet viele Dienste an.

In Russland Nummer 1
Wer glaubt, dass Google in allen Ländern der Welt Suchmaschine Nummer eins ist, täuscht sich: In China hat Baidu den Markt fest im Griff (Google verzichtet aufgrund der Zensurbestimmungen auf eine eigene Suche und verweist stattdessen auf das Angebot in der Sonderverwaltungszone Hongkong) – und in Russland beherrscht Yandex mit einem Anteil von aktuell rund 61 Prozent den Markt; hier kommt Google nur auf 26 Prozent.
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Im weltweiten Ranking ist Yandex aufgrund seines Einzugsbereiches und seine Spezialisierung auf Suchergebnisse in kyrillischer Schrift derzeit die Nummer acht unter den Suchmaschinen und nach Baidu die zweitgrößte nicht-englischsprachige. Nicht schlecht für einen Google-Konkurrenten.
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Yandex-Chef Arkady Volozh © Yandex

Yandex-Chef Arkady Volozh setzt auf Expansion.

Expansion geplant
Auf ihren Lorbeeren möchten sich Firmengründer Arkady Volozh (studierter Mathematiker) und sein Team aber nicht ausruhen. In der Moskauer Zentrale plant man nach dem Start einer englischen Yandex-Variante im Herbst 2010 derzeit die Expansion, unter anderem auf den lukrativen deutschsprachigen Markt. Hierzu gehören aber nicht nur die Lokalisierung der Yandex-Dienste, sondern auch die Entwicklung von neuen Apps. „Wir sprechen mit deutschen Netzbetreibern und Medienunternehmen über Partnerschaften. Jeder Markt, in dem mehr als 90 Prozent der Suche in der Hand eines Unternehmens liegt, ist interessant für uns“, so Ilya Segalovich, Technikchef der Suchmaschine, gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus.

Yandex-Browser © COMPUTER BILD

Witzig: Wer mag, lässt sich über den Yandex-Browser Seiten in Kyrillisch zeigen.

Dienste warten auf „Eindeutschung“
Noch stehen die deutschen Yandex-Angebote aus. Dafür veröffentlichen die Russen regelmäßig neue Produkte. So steht der auf den Browsern Chrome und Opera basierende, ebenfalls kostenlose Yandex-Browser in einer englischen Variante zum Download zur Verfügung. Auch der Maps-Anwendung haben die Entwickler mittlerweile eine englische Oberfläche verpasst. Dazu kommen Smartphone-Apps für die mobile Suche und Navigation – diese allerdings bislang nur in einer überwiegend kyrillischen Version.

Hat Yandex eine Chance?
Keine Frage: Konkurrenz belebt das Geschäft und ein potenter Gegenspieler zum Platzhirsch Google täte der Szene bestimmt gut. Ob sich Yandex aber erfolgreich auf anderen als dem russichen Markt behaupten kann, bleibt indes fraglich. Denn die dortige starke Machtposition rührt vor allen Dingen daher, dass Yandex (anders als Google) es verstand, eine sinnvolle Suche für die komplizierte russische Grammatik aufzubauen. Andere Dienste wie das Maps-Angebot oder die Navigation von Yandex sind noch zu sehr auf russische Bedürfnisse ausgerichtet und bieten im Vergleich zu den entsprechenden Google-Diensten keinen Mehrwert. Man darf deshalb gespannt sein, ob und wie sich der Dienst mit lokalisierten Angeboten auch hierzulande etablieren kann.

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